Tischtennis: Die U15-Mädchen des TSV Oberstdorf sind deutscher Meister

  • September 23, 2025

Deutschland teilt sich im Tischtennis in 8 Regionen auf. Der bayerische
Mannschaftsmeister TSV Oberstdorf 1888 e.V. vertrat am vergangenen Wochenende in
Jülich (Nordrhein-Westfalen) Bayern auf der hochklassig besetzten deutschen
Mannschaftsmeisterschaft und gewann verdient den Titel. Ein Team besteht aus 4
Spielerinnen, drei Spielerinnen des TSV Oberstdorf spielen bereits im
Erwachsenentischtennis in der 3. Bundesliga.


Am Samstag standen zunächst 3 Gruppenspiele in einer 4er-Gruppe an. Die Losfee
meinte es gut mit Oberstdorf, man startete als favorisierter Gruppenkopf in das Turnier.
Trotzdem war die Aufregung natürlich groß, als das erste Spiel vor einigen hundert
Zuschauern begann. Im ersten Spiel ging es gegen den Meister aus der der Region
Schleswig-Holstein, den TSV Trittau. Einzig das Doppel Zoe-Loreen Sommer und Philippa-
Cheyenne Baums tat sich etwas schwer und gewann in einem umkämpften Spiel in fünf
Sätzen, in der Gesamtwertung hieß es am Ende aber 6:0 und ein perfekter Turnierstart war
geglückt. Dennoch war dieses Ergebnis alles andere als im Rahmen der Erwartung.
Philippa, eigentlich als Nummer 5 angereist, bekam vom Trainerteam einen Einsatz im
Einzel und rechtfertigte das Vertrauen auf beeindruckende Art und Weise. Sie gewann ihr
Einzel souverän gegen die hochfavorisierte Klara Krüger. Im zweiten Spiel gegen den
Meister aus Rheinland-Pfalz, dem TTC Klingenmünster verzichtete Trainer Ralf Sommer
sogar auf die gesundheitlich leicht angeschlagene Nationalspielerin Eva Gao und so
kamen Philippa-Cheyenne Baums und Sarah Hühn sowohl zu Einsätzen im Einzel als
auch im Doppel. Gleichwohl gab es am Ende wiederum einen 6:0 Sieg und der vorzeitige
Einzug ins Halbfinale war vor dem finalen Gruppenspiel gegen den TTC HS Schwarza aus
Thüringen bereits geschafft. Schwarza war ebenfalls mit 2 Siegen ins Turnier gestartet und
so gab es ein echtes Finale um den Gruppensieg. Die Spannung war diesem Spiel aber
schnell genommen. Zu souverän trat der TSV Oberstdorf auf, einzig Sarah Hühn verlor ihr
Einzel und am Ende hieß es somit 6:1 für Oberstdorf und man konnte den Abend bei
einem gemeinsamen Essen in Ruhe ausklingen lassen, bevor es am Sonntag im
Halbfinale um die Medaillen gehen würde.

Der hessische Vertreter TTC Langen warte im Halbfinale und hier war jedem klar, dass der
Spielverlauf anders sein wird. Denn hier warteten einige ukrainische Nationalspielerinnen
auf den TSV. In der Nacht fiel die Entscheidung, die Doppel-Besetzungen anders als
geplant spielen zu lassen. Das Duo Sommer/Baums harmonierte am ersten Tag so gut,
dass diese beiden neben der Formation Eva Gao und Melissa Bill antraten. Fast wäre der
Plan aufgegangen, aber am Ende stand eine 2:3 Niederlage von Sommer und Baums. Gao
und Bill gewannen souverän und der Zwischenstand zeigte ein Unentschieden. Dabei
sollte es lange bleiben. Denn auch die Einzel im oberen Paarkreuz endeten 1:1. Eva Gao
gewann, Zoe-Loreen Sommer verlor. Im Anschluss machte es das untere Paarkreuz nicht
anders. Dem Sieg von Melissa stand eine Niederlange von Sarah gegenüber. Nun begann
der zweite Durchgang und hier wurden die Nerven der mitgereisten Eltern schnell
beruhigt. Die nächsten drei Spiele wurden jeweils souverän 3:0 gewonnen und der Einzug
ins Finale gegen Borussia Düsseldorf war geschafft.

Dieses Finale war wirklich dramatisch und hatte mehrere unerwartete Wendungen. Das
1:1 nach den Doppeln war so zu erwarten, denn während Oberstdorf 3 Spielerinnen mit
höherklassiger Erfahrung aufzuweisen hatte, konnte Düsseldorf deren 4 an den Start
schicken. Im oberen Paarkreuz gewann die deutsche Vizemeisterin Eva Gao souverän.
Anschließend musste Zoe-Loreen Sommer gegen Ilona Buhai an den Tisch. Gegen die
ukrainische Nationalspielerin hatte sie zuletzt bei einem internationalen Turnier in Berlin
klar verloren. Diesmal gewann sie aber souverän, somit stand es zwischenzeitlich 3:1 für
den TSV Oberstdorf. Im unteren Paarkreuz ging Melissa Bill als klare Favoritin an den Start
und Sarah Hühn nominell als Außenseiterin. Leider verlor Melissa Bill knapp, aber Sarah
Hühn gewann bei ihrer 1:3 Niederlage zumindest einen Satz, der bei einem möglichen
Unentschieden noch wichtig werden könnte. Beim Zwischenstand von 3:3 ging wiederum
das obere Paarkreuz an die Tische. Eva Gao gewann erneut souverän und blieb somit im
gesamten Turnier ungeschlagen. Zoe-Loreen Sommer musste nun allerdings gegen
Emma Li antreten, gegen die sie in diesem Jahr sowohl bei der deutschen Rangliste als
auch bei der deutschen Meisterschaft verloren hatte. Ihr Vater und Trainer Ralf Sommer
war damals allerdings nur untätig auf der Tribüne, diesmal konnte er aktiv ins Geschehen
eingreifen. Sehr nervös, aber mit einer veränderten Taktik ging Zoe-Loreen ins Spiel. Diese
ging aber zunächst nur teilweise aus, denn Emma Li hatte zwar deutlich mehr Probleme
als in den Spielen zuvor, zeigte aber trotzdem hervorragendes Tischtennis und setze sich
zunächst mit 11:5 und dann mit 12:10 durch. Jetzt machte sich die Neuroathletik-Trainer-
Ausbildung von Ralf Sommer wieder mal bezahlt. Wenn sich Emma Li aus einer
bestimmten Position in eine andere bestimmte Position bewegte, hatten ihre
bewegungssteuernden Systeme offensichtlich Stress. Dies führte zu einem deutlichen
Qualitätsverlust in ihrer Technik. Also musste Zoe durch gute Platzierungen genau diese
Bewegungsrichtung erzeugen, so Trainer Ralf Sommer. Diese Taktik ging sehr gut auf. Der
Stress bei der Gegnerin vergrößerte sich zusehends und Zoe drehte das Spiel, holte somit
den 5. Punkt, der aufgrund der Sätze bereits zum Gewinn des deutschen Meistertitels
reichte. Melissa Bill holte aber noch den 6. Sieg, so dass am Ende ein 6:3 auf der
Anzeigentafel stand.

Der kleine Verein TSV Oberstdorf 1888 e.V. darf sich nun deutscher Meister nennen und
bedankt sich an dieser Stelle bei allen Eltern, Helfern und Sponsoren, ohne die dieser
Erfolg niemals möglich gewesen wäre.