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Es dreht sich noch nicht lange, das Rad in der 100-jährigen Geschichte des TSV Oberstdorf. Genau genommen am 10.2.1983 wurde dieser junge Spross des Vereins unter Mitwirkung von 10 Gründungsmitgliedern geboren. Als mehr oder weniger glückliche Geburtshelfer grüßten Andi Heckmair und Uli Rößle. Wir sind uns jedoch nicht ganz sicher, ob vielleicht doch in den Anfangsjahren nach 1900 eine Radlerabteilung bestand. Es existiert ein Foto, die Chronik schweigt sich darüber jedoch aus. Sicherlich kannten schon damals die Radbegeisterten ihre naturbedingten Schwachstellen. Sie setzten sich jedenfalls in der Hirschlederhose auf den Fahrradsatteln, wie das Foto dokumentiert. Die Aktivitäten der von uns neu gegründeten Abteilung bestanden aus wöchentlichen Übungsfahrten in verschiedenen Leistungsgruppen mit Rennrädern. Diese Ausfahrten waren anfänglich gut besucht. Andi Heckmairs Radtipps in Theorie und Praxis legten bei den meisten erst die Grundlagen zu Spaß, Sicherheit und Erfolg mit diesem Sportgerät. Dennoch musste dieser regelmäßige Übungsbetrieb im Laufe des Jahres 1986 bereits vorläufig mangels Interesse der Vereinsmitglieder eingestellt werden. Anscheinend sind Rennradler, haben sie sich erstmal mit dem Sportgerät vertraut gemacht, solche Individualisten, dass sie sich ungern in Vereinsfesseln einengen lassen. Bereits im ersten Existenzjahr wurde die Führung der Abteilung teils mit kräftigem Schub ins eiskalte Wasser zur Durchführung der Oberstdorfer Radsporttage gestoßen. Es galt, sowohl eine profiähnliche Rennveranstaltung, das »Kriterium um den Oberstdorfer Kirchturm«, als auch die Breitensportveranstaltungen, Radtouristik »Oberstdorfer Berg- und Talfahrt« und das »Volksradfahren für Jedermann« ins Leben zu rufen. Kein geringerer, als der berühmte deutsche Radrennfahrer Rudi Altig konnte Dank Unterstützung der Oberstdorfer Kurverwaltung unter dem damaligen Kurdirektor Walter Besler zur Teilnahme an dieser ersten Touristikfahrt gewonnen werden. Sein respektvolles Urteil über diese Strecke haben wir gern entgegengenommen. Inzwischen werden diese Oberstdorfer Radsporttage 1988 zum sechsten Mal durchgeführt. Die steigenden Teilnehmerzahlen beweisen uns, den richtigen Weg gefunden zu haben. Der zur Durchführung notwendige Helferstamm von ca. 40 bis 50 Vereinsfreunden zur Besetzung der Posten von der Startnummernausgabe bis zum Aufräumen der leergetrunkenen Teebecher, über Verpflegungsausgabe und Streckenposten ist uns eine unverzichtbar, wertvolle Hilfe geworden. Mittlerweile hat sich die Streckenauswahl durch unsere bezaubernde Oberallgäuer Frühjahrslandschaft und die sympathischen Verpflegungsdamen bis in die Domäne der Touristikfahrten, ins Rheinland herumgesprochen. Somit wagen sich immer mehr vom Flachland an die Herausforderung des Gebirgsradeln heran. Als weitere Rennsportveranstaltung führen wir jährlich das schon berühmt berüchtigte Seealprennen als Bergrennen durch. Im Rahmen des Pro-S-Scheibel Pokals lässt sich manch resignierender Fluch der Aktiven auf dieser extrem steilen Bergstrecke vernehmen. Etwas weniger ehrgeizig, dafür mit mehr Stimmung und Spaß starteten wir dann danach das Rennen für Läufer, Skiroller und Hobbyradler um den Seealpkönig. Sogar für die schwäbische Bergmeisterschaft 1987 wurde unsere Organisation und Strecke vom Verband gerne angenommen. Im engeren, aber wohlgemerkt dennoch für Alle offenen Freundeskreis des Vereins finden dann zu schon festen Jahresterminen weitere Radexkursionen statt. Zum Beispiel im Spätwinter zieht es uns in wärmere europäische Gegenden. Spanien, Kreta und die Türkei ließen uns, dem winterlichen Oberstdorf abgekehrt den nahen Frühling ahnen. Eine willkommene
Abwechslung ist es dabei, neben dem erwünschten Erreichen des »runden Tritts« auch unsere Nachbarn im europäischen Ausland und deren Heimat kennen lernen zu können. Zu einem späteren Zeitpunkt finden wir uns dann wieder zu neuen Radabenteuern zusammen. So um den 17. Juni erforschten wir dann mit dem Rennrad die nähere Umgebung, aber dann jeweils gleich von Oberstdorf aus. Diese Ziele waren dann Südtirol, Megève unsere Partnerstadt in Frankreich, Bled in Jugoslawien, die Vogesen in Frankreich, sowie rund um den Ortler in Italien. Wir haben dabei unvergleichliche und überwiegend positive Erlebnisse sammeln können. Wie der Leser dieser Zeilen feststellt ist die TSV Radabteilung bisher selbst aktiv nur radtouristisch in Erscheinung getreten. Der Radrennsport konnte bei uns bisher noch nicht Fuß fassen. Die Gründe hierfür sind in erster Linie im Fehlen eines geeigneten Übungsleiters zu finden. Am Idealsten wäre hier die Verbindung aus einem ehemals aktiven Rennfahrer mit einem anerkannten Übungsleiter in einer Person. Sicherlich wäre dann eine Gruppe Jugendlicher motivierbar. Das sportliche Potential aus den Vereinen wäre sicherlich vorhanden. Unser Nachbarverein RC Sonthofen beweist dies. Mit der Gründung der Radabteilung haben wir sicher unsere eigenen Sportbedürfnisse unter die schützenden Fittiche des jetzt 100 Jahre alt werdenden Vereins gestellt. Wir werden diese begeisternde Sportart weiterpflegen und sie gerne einem größeren Kreis öffnen. Nicht vergessen möchten wir dabei unseren Nachwuchs, dem wir besonders die erzieherische Komponente zugute kommen lassen wollen. Selbstdisziplin, Geschicklichkeit, Verkehrssicherheit liegen beim Rennradfahren schmerzhaft beieinander. Deshalb sollten wir sie trainieren. Für die Radabteilung: Uli Rößle